Unesco für Zusammenführung von Förderschulen und Regelschulen [1]
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Grundschullehrer Martin Fronen übt mit den Kindern, Zahlenbilder zu erkennen in der Vincenzschule in Rüdesheim-Aulhausen, die sich für 34 Erstklässler mit und ohne Förderbedarf geöffnet hat.
Erstklässler mit und ohne Behinderungen werden am 27.09.2012 in ihrem Klassenraum der Vincenzschule Aulhausen bei Rüdesheim unterrichtet (Foto: Grundschullehrer Martin Fronen übt mit den Kindern, Zahlenbilder zu erkennen). In der Vincenzschule funktioniert Inklusion umgekehrt. Die Schule hat sich zum neuen Schuljahr für 34 Erstklässler mit und ohne Förderbedarf geöffnet. Bislang gab es unter dem Dach des St. Vincenzstifts in Rüdesheim-Aulhausen drei Schularten: Die gröï¬te mit mehr als 200 Schülern ist die Schule für Praktisch Bildbare. Die Schülerschaft reicht von geistig Behinderten, die irgendwann vielleicht den Wechsel zur Schule für Lernhilfe schaffen, bis hin zu Schwerstmehrfachbehinderten. Schulbetrieb gibt es am katholischen Vincenzstift seit 1893. Bei Inklusion geht es meist um einen anderen Weg: Behinderte sollen in die allgemeine Gesellschaft aufgenommen werden und nicht umgekehrt. Auf der Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention, die 2009 von Deutschland ratifiziert wurde, schreibt das hessische Schulgesetz von 2011 vor, dass alle Schulen inklusiv arbeiten sollen.
Sie legte ein Sechs-Punkte-Papier mit Empfehlungen des Expertenkreises vor. Dazu zähle, dass Bund, Länder und Kommunen eine langfristige Planung für die Umstellung auf ein inklusives Bildungssystem entwickeln müssen.
Das deutsche Schulsystem sei weiterhin durch trennende Strukturen geprägt, erklärte die Vorsitzende des Expertenkreises für inklusive Bildung der deutschen Unesco-Kommission, Ute Erdsieke-Rave. Bei einer Zusammenführung von Förder- und allgemeinen Schulen zu einem inklusiven System müssten die bestehenden sonderpädagogischen Kompetenzen gesichert werden.
Das System der Förder- beziehungsweise Sonderschulen sollte nach Vorstellung des Expertenkreises schrittweise zu einem System von Förderzentren entwickelt werden, beginnend mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache und emotional-soziale Entwicklung, gefolgt von den anderen Förderschwerpunkten.
Alle aufnehmenden Schulen sollten eine multiprofessionelle pädagogische Grundausstattung erhalten, forderte der Expertenkreis. Unterstützendes Personal an den Schulen sollte zum Kollegium der Einrichtung gehören und gleichzeitig eng mit den externen Unterstützungssystemen verzahnt sein. Die deutsche Unesco-Kommission spricht sich auch für eine Ausweitung des schulischen Ganztags aus.